Heilpraktikertitel für Osteopathen

Rechtslage der Osteopathie

Während die Osteopathie in Deutschland der Heilkunde zugerechnet wird und demzufolge bestimmten Regelungen unterworfen ist, existiert ein eigenständiger Beruf Osteopath mit einem festgelegten Berufsbild in Deutschland derzeit noch nicht. Die Konsequenz daraus ist, dass viele Stimmen fordern, nur Ärzte oder Heilpraktiker dürften die Osteopathie selbstständig ausüben (sehr umstritten). Alle anderen Therapeuten, die eine mehrjährige Osteopathieausbildung abgeschlossen haben – meist Physiotherapeuten oder Masseure und medizinische Bademeister – werden daher von verschiedenen Gesundheitsämtern (regional unterschiedlich) aufgefordert, eine Heilpraktikerprüfung abzulegen, um Patienten selbstständig und eigenverantwortlich im Primärkontakt osteopathisch behandeln zu dürfen. Folgt man dieser Meinung, dürften osteopathische Techniken nur im Rahmen des jeweiligen Berufes und nur im Delegationsverfahren angeboten werden, d.h. auf Einzelfall-Anweisung eines Arztes oder Heilpraktikers – oder aber ganz klassisch auf Verordnung hin mit einem Privatrezept.

Empfehlung des Bundesverbands Osteopathie

Obwohl also der Heilpraktikertitel nach gegenwärtiger Kenntnislage die notwendige Rechtssicherheit für die eigenständige Ausübung der Osteopathie bietet, hat der BVO seinen Mitgliedern bisher nie ausdrücklich empfohlen, den Heilpraktikertitel zu erwerben. Warum? Zum einen „verbaut“ der Heilpraktikertitel den möglichen Weg zu einem eigenständigen Beruf Osteopath. Zum anderen sollten Osteopathen zum Wohle ihrer Patienten interdisziplinär mit anderen Fachärzten und Therapeuten zusammenarbeiten können. Die Berufsordnung der Ärzte verbietet aber die gleichberechtigte Zusammenarbeit zwischen Arzt und Heilpraktiker. So gilt es also für den einzelnen Osteopathen, abzuwägen zwischen der Rechtssicherheit auf der einen Seite und der Option eines möglichen, eigenständigen Berufs und interdisziplinärer Zusammenarbeit zum Wohle der Patienten auf der anderen Seite. Diese Entscheidung kann unserer Auffassung nach ein Verband seinen Mitgliedern nicht vorgeben, sondern sollte jedes Mitglied selbst treffen.