Osteopathie und Sport: Wie sich Triathletin Nicole Bretting auf eine lange Saison vorbereitet

12.04.18

Triathletin Nicole Bretting – ® Michael Rauschendorfer

Nicole Bretting gehört zu den bekanntesten und erfolgreichsten Triathleten in Deutschland. Regelmäßig startet sie beim Ironman auf Hawaii, den sie 2014 in ihrer Altersklasse gewann. Als Leistungssportlerin mit Faible für die Langdistanz und Extremanforderungen bereitet sie sich akribisch auf jede Saison vor. „Egal ob Einstieger oder versierter Sportler – bevor im Frühjahr das Training beginnt, sollte man nicht nur das Material überprüfen, sondern auch den eigenen Körper einem Check-Up unterziehen“, so Bretting. Dafür setzt sie auf den Besuch beim Arzt genauso wie beim Osteopathen. „Mit wenigen Tests und Untersuchungen lässt sich feststellen, wie weit das Herz-Kreislauf-System vorbereitet ist und ob beispielsweise der Halteaparat Defizite aufweist.“ Durch den Routine-Check-Up ließen sich im Ergebnis langwierige Überlastungserscheinungen von vorneherein vermeiden.

Langjähriges Vertrauen in Osteopathie

„Zur Osteopathie bin ich vor etwa zehn Jahren durch Zufall gekommen“, blickt Bretting zurück. „Ich hatte damals immer mal wieder Probleme mit kleineren Verletzungen sowie muskuläre Dysbalancen.“ Zu dieser Zeit entwickelte sich ihre Triathlonleidenschaft vom Hobby zum Leistungssport und sie begann für den MTV Pfaffenhofen in Wettkämpfen zu starten. Im Laufgeschäft ihres Vertrauens bekam sie den Hinweis, es einmal mit einem Osteopathen zu probieren. „Neugierig wie ich bin, machte ich einen Termin aus“, lacht sie und ergänzt, „die Behandlung war gar nicht mit den mir bekannten Methoden eines Physiotherapeuten zu vergleichen.“ Ihr erster Eindruck: Der empfohlene Osteopath drückte rechts oben, und unten links tat es weh. Was zunächst gewöhnungsbedürftig erschien, half jedoch sofort. „Schon nach den ersten Behandlungen konnte ich einen deutlichen Unterschied im gesamten Bewegungsapparat spüren, und auch meine Lunge fühlte sich freier an“, erinnert sich die Ironman-Altersklassensiegerin.

Osteopathie betrachtet ganzheitlich 

In den Behandlungen wuchs bei Nicole Bretting das Bewusstsein, dass Schmerzpunkte und der jeweilige Auslöser an ganz unterschiedlichen Punkten im Körper liegen können. „Das fasziniert mich bis heute an der Osteopathie, der Körper wird in seiner Gesamtheit betrachtet, und das muskuläre und organische Gleichgewicht wird wieder hergestellt.“ Ihr wurde zudem klar, dass sich organische Probleme muskulär äußern können. Diesen ganzheitlichen Blick hat sie für sich auch als Sportlerin erkannt und übernommen. „Ich muss meinen Körper als Gesamtheit betrachten, denn fürs Laufen brauche ich nicht nur eine gute Beinmuskulatur, sondern auch eine gut ausgebildete Bauch- und Rückenmuskulatur, die in der Lage ist, den Rumpf beim Laufen zu stabilisieren“, sagt Bretting. Aus ihrer Sicht ist es deshalb wichtig, bei Schmerzen und Dysbalancen zu schauen, wo Ursachen dafür liegen und wie sie behoben werden können. Für Nicole Bretting ist klar: „Ich würde die Behandlungsform der Osteopathie jedem Sportler empfehlen – nicht erst bei Schmerzen, sondern schon in regelmäßigen Abständen zur Prophylaxe.“

Belastung richtig steuern

Nach über zehn Jahren im internationalen Triathlonbetrieb hat Nicole Bretting einen eingespielten Plan für den Saisonaufbau. Neben Terminen bei Arzt und Osteopath gehört der klare Blick für die körperlichen Voraussetzungen in jeder Phase von Vorbereitung, Training und Wettkampf dazu. „Im Frühjahr sollte man langsam mit dem Training beginnen, da der Körper sich nach dem Winter erst wieder an die Belastung gewöhnen muss“, empfiehlt sie. In den ersten Wochen geht es darum, die Grundlagenausdauer für die gesamte Saison aufzubauen. Sie rät, sich vier bis sechs Wochen dafür Zeit zu nehmen. Kondition bolzen verlangt viel in puncto Motivation ab: „Eine gesunde Möglichkeit ohne große technischen Hilfsmittel im Grundlagenbereich effektiv und motiviert zu trainieren, ist es, sich für Radfahren oder Laufen Mitstreiter zu suchen und sich mit diesen zu unterhalten“, erklärt Bretting. „Solange die Luft ausreicht, um sich bequem zu unterhalten, bewegen sich die Sportler im geforderten Bereich.“

Trainingsintensität langsam erhöhen

Auch nach den ersten Schritten gilt: In der Ruhe liegt die Kraft. Aus Sicht der Triathletin sollten Sportler die Trainingsumfänge maximal um zehn Prozent pro Woche steigern. Dafür lassen sich entweder die Dauer der Einheiten varieren, die Intensität erhöhen oder zusätzliche Trainingstage einbauen. Auf Basis der gewonnenen Grundlagenausdauer lassen sich dann Inhalte wie Schnelligkeit oder technische Abläufe in Angriff nehmen. „Schnelligkeit kann am besten durch Intervaltraining adressiert werden“, erläutert Bretting. Dabei folgen nach Einfahr- oder Einlaufphasen kurze oder mittellange Intervalle. „Je kürzer die Belastung, desto schneller sollte gefahren oder gelaufen werden“, so die Triathletin. Und natürlich dürfen zwischen den Intervallen die Erholungsphasen nicht vergessen werden – „lockeres Kurbeln oder Traben vor der nächsten Belastung“. Ganz wichtig zum Abschluss des Trainings: Lockeres Ausfahren und Auslaufen. „Das hilft der Muskulatur, aufgebautes Laktat abzubauen und beschleunigt die Regeneration“, unterstreicht die Leistungssportlerin.

Abwechslung ist Trumpf

In den späteren Trainingswochen können sich dann Grundlagen- und Intervalleinheiten abwechseln. Sportler sollten zudem in dieser Phase genau auf ihren Körper achten, denn beispielsweise können Schlafstörungen ein Zeichen für Übertraining sein. „Dann bitte einen Gang zurückschalten und dem Körper eine aktive Pause gönnen“, hebt Bretting hervor. Aktive Pause heißt lockeres Fahren oder Laufen, statt intensives Training. Zudem gehört auch das Dehnen zur aktiven Muskelerholung, denn nur ein entspannter Muskel kann auf Dauer die von ihm geforderte Leistung erbringen. „Leider wird dieser Punkt immer wieder unterschätzt“, findet Bretting. „Doch ein verkürzter Muskel kann zu Dysbalancen und damit zu Verletzungen führen.“ Nicht vergessen sollten Sportler zudem, dem Körper genommene Energie wieder zurückzuführen. Ausreichend trinken gehört dazu genauso, wie essen bei längeren Trainingseinheiten, um die Kohlenhydratspeicher wieder aufzufüllen. „Wichtig ist, die mit dem Schweiß verlorengegangenen Mineralstoffe und Spurenelemente wieder aufzufüllen“, schließt Nicole Bretting.


Interessantes über den/die Autoren


Christine Berek, Geschäftsführerin des BVOs

Christine Berek

Geschäftsführerin Christine Berek ist seit 2008 eng mit dem Thema Osteopathie verbunden. Als von der TU München zertifizierte Gesundheitsmanagerin und Heilpraktikerin verfügt sie über einen breiten Erfahrungsschatz im Bereich der integrativen Medizin und Gesundheit. Ihre berufliche Qualifikation umfasst auch die Bereiche Management und Verwaltung sowohl im unternehmerischen als auch im öffentlichen Sektor.

Seit 2015 ist Christine Berek als Geschäftsführerin für den Bundesverband Osteopathie e.V. – BVO tätig.

 

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